Die Pauluskirche und der Zweite Weltkrieg

Bis auf den starken Gottesdienstzulauf und die sehr häufigen Abendmahlsfeiern zu Kriegsbeginn zeigte sich kein großer Unterschied zu den Zeiten vor dem Kriegsausbruch.

Das sollte sich mit dem 19. Juni 1940 schlagartig ändern. An diesem Tag erfolgte ein größerer Luftangriff, der den Deutschen Eisenwerken an der Wanner  Straße galt. Dabei gingen auch zwei Bomben in der Nähe von Kirche und Pfarrhaus Helenenstraße nieder.

Wiederaufbau Sommer 1943.

Die Explosionen zerstörten einige Scheiben an Pfarrhaus und Kirche, wobei dieser Schaden sehr schnell beseitigt werden konnte. Bei den immer häufiger werdenden Luftangriffen wiederholten sich diese kleinen Schäden immer wieder. Im Frühjahr 1943 treffen Luftmienen den Turm und das Dach der Pauluskirche. Durch die enorme Druckwelle wurde fast das komplette Dach sowie die Turmhaube abgedeckt.

Der Wiederaufbau der Pauluskirche im Jahre 1943.

Auch die Orgel auf der Südempore erlitt großen Schaden. Der Orgelprospekt war vollkommen verbeult und die vorderen Pfeifen unbrauchbar. Nun war es soweit zu Handeln, um noch größeren Schaden zu vermeiden. Die Kirchenleitung, die zum Großteil aus Anhängern der Deutschen Christen (DC) bestand, handelte nicht und versuchte sogar die Wiederaufbaupläne der Bekennenden Gemeinde Bulmke(BK) zu unterbinden.

Von Seiten der Partei und Stadtverwaltung war angedacht, die Mauern der Pauluskirche bis auf 2 Meter abzutragen und dahinein eine Stahlbetondecke zu gießen, damit der Keller als öffentlicher Luftschutzkeller genutzt werden könnte. Durch diese Verzögerung entstand durch Nässeeinwirkung noch mehr Schaden an der Bausubstanz. Endlich setzte sich die Bekennende Gemeinde Bulmke durch. Unter Regie von Wolfgang Koch, der von dem im Felde weilenden Pfarrer Dreisbach (BK) beauftragt war, begannen nun die Wiederaufbauarbeiten.

Trotz erheblicher Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Material und Arbeitskräften, gelang es bis Weihnachten fast alle Schäden zu beseitigen. Die Kosten von 25.500 RM (194.000 €) wurden allein von Spenden aus der Gemeinde und der Industrie in Bulmke aufgebracht. Auch Drogist Wolfgang Koch war einer, der eine enorme Summe an Geld beisteuerte. Wobei ohne sein Talent bei der Materialbeschaffung nie ein Wiederaufbau zu Stande gekommen wäre. Vielleicht erinnert sich noch so mancher an das Schild an seiner Drogerie „Kommt zu Koch, der hatt es noch!“

Die reparierte und verbesserte Orgel erklang wieder zu Weihnachten 1943. Beim Wiederaufbau wurde unter dem Turm ein Luftschutzkeller eingerichtet in dem die aus zwei Personen bestehende Brandwache die vom Turm aus Ausschau hielt im Notfall sicher war. Der Keller unter der Kirche wurde von den Schülern der Oberrealschule schon seit Kriegsbeginn als Luftschutzkeller genutzt.

Am 16. September 1944: Die Pauluskirche brennt völlig aus.
Der Turm der Pauluskirche nach den Bombenangriffen im Jahre 1944.

In den folgenden Monaten folgte ein Luftalarm dem anderen. Am 16. September 1944 fielen wieder Bomben auf Bulmke. Um 18 Uhr erhielt die Pauluskirche einen Volltreffer durch zwei Brandbomben. Unmittelbar nach dem Treffer schlagen Flammen aus Turm und Dach. Viele Stunden dauerte dieser Anblick, bis alles Brennbare zu Asche geworden war. Am Morgen des folgenden Tages standen noch der ausgebrannte Turm und die Außenmauern der Pauluskirche.

Die zerstörte Pauluskirche.

Wieder wurden sich Gedanken gemacht wie ein Wiederaufbau zu bewerkstelligen wäre, doch dann kam der 6. November 1944. Der Großangriff, der fast ganz Bulmke in Schutt und Asche wirft, bringt das endgültige Ende aller Hoffnungen. Diesmal treffen Sprengbomben die Ruine und reißen die Ost und Südfassade bis zur Kellerdecke nieder. Vom nebenstehenden Pfarrhaus war kein Stein mehr auf dem anderen.

Ein Blick in den durch die Bombenangriffe 1944 zerstörten Innenraum der Pauluskirche.

Für elf Jahre bot sich nun der mahnende Anblick des aus den Schuttmassen aufragenden Turmes. 1955 war es soweit, dass mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte. Ein Großteil der Kosten wurde wieder durch die Gemeindeglieder aufgebracht, die bisher immer bereit waren, alles Ihnen mögliche für Ihre Pauluskirche zu tun und zu geben.

Möge es auch in Zukunft weiter so sein!

[Andreas Janke, im Gemeindebrief horizonte, Ausgabe September 2008]